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Wissenswertes über das Alter & Altern ...
Tipps zur Sturzprophylaxe und Sturzprävention

Alter und Altern sind faszinierende und komplexe Themen. Die verschiedene

​Aspekte des menschlichen Lebens betreffen. Hier ist wissenswertes sowie Tipps,

Fakten und Informationen zur Sturzprophylaxe und Sturzprävention: 

 

Was ist eigentlich Sarkopenie?

1. Was ist Sarkopenie?

2. Ursachen und Risikofaktoren der Sarkopenie

3. Symptome der Sarkopenie

4. Diagnose der Sarkopenie

5. Behandlungsmöglichkeiten

6. Prävention der Sarkopenie

7. Fazit

8. Quellen 

Was ist Sarkopenie?

Sarkopenie auch als Muskelschwund bekannt, ist eine Erkrankung, die durch einen fortschreitenden Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft gekennzeichnet ist und vor allem ältere Menschen betrifft. Sie ist eng mit körperlicher Gebrechlichkeit, einem erhöhten Sturzrisiko und einem Verlust an Selbstständigkeit verbunden (Cruz-Jentoft et al., 2010). Obwohl Sarkopenie oft als unvermeidbarer Teil des Alterns betrachtet wird, kann sie durch gezielte Maßnahmen erheblich verlangsamt und ihre Auswirkungen gemindert werden. Aber was genau ist Sarkopenie, wie entsteht sie, und was kann man dagegen tun?

Der Begriff Sarkopenie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Fleischmangel“. Er beschreibt den altersbedingten Verlust von Muskelmasse, -kraft und -funktion. Diese Erkrankung beginnt meist bereits ab dem 40. Lebensjahr und beschleunigt sich nach dem 60. Lebensjahr (Morley et al., 2011). Die Abnahme der Muskelmasse und -funktion führt zu Schwäche, einem eingeschränkten Bewegungsumfang und einer erhöhten Anfälligkeit für Stürze und Verletzungen.

Sarkopenie ist eine multifaktorielle Erkrankung, die durch eine Kombination aus biologischen, hormonellen, ernährungsbedingten und Lebensstilfaktoren verursacht wird. Sie stellt ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar, da sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann und mit einem erhöhten Risiko für Behinderungen, Pflegebedürftigkeit und Mortalität verbunden ist (Cruz-Jentoft et al., 2019).

Ursachen und Risikofaktoren der Sarkopenie

Sarkopenie entsteht durch eine Vielzahl von Ursachen, die miteinander interagieren und sich gegenseitig verstärken können. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  1. Alterung: Der natürliche Alterungsprozess führt zu Veränderungen in der Muskelstruktur und -funktion. Die Anzahl der schnellen, kräftigen Muskelfasern (Typ-II-Fasern) nimmt ab, während die Anzahl der langsamen Fasern (Typ-I-Fasern) zunimmt. Dies führt zu einem Verlust an Muskelkraft und Explosivkraft, was wiederum die körperliche Leistungsfähigkeit verringert (Lexell, 1995).

  2. Hormonelle Veränderungen: Mit zunehmendem Alter sinkt die Produktion von Hormonen wie Wachstumshormonen, Testosteron und Insulin-like Growth Factor-1 (IGF-1), die für den Aufbau und Erhalt der Muskelmasse entscheidend sind (Morley, 2008). Besonders bei Frauen nach der Menopause führt der Rückgang von Östrogen zu einem schnelleren Muskelabbau.

  3. Entzündungsprozesse: Chronische Entzündungen, die oft im Alter auftreten, können die Muskelzellen schädigen und den Muskelabbau beschleunigen. Entzündungsmarker wie C-reaktives Protein (CRP) und Interleukin-6 (IL-6) sind bei älteren Menschen häufig erhöht und stehen in Zusammenhang mit einer verminderten Muskelmasse und -funktion (Visser et al., 2002).

  4. Ernährungsmängel: Eine unzureichende Zufuhr von Protein und wichtigen Nährstoffen wie Vitamin D, Kalzium und Antioxidantien kann zur Sarkopenie beitragen. Proteine sind notwendig für die Muskelproteinsynthese, und ein Mangel an Vitamin D kann die Muskelkraft und Funktion beeinträchtigen (Houston et al., 2008).

  5. Bewegungsmangel: Körperliche Inaktivität und Bewegungsmangel sind wichtige Risikofaktoren für die Entwicklung von Sarkopenie. Bewegungsmangel führt zu einer Abnahme der Muskelmasse und -kraft, was wiederum die Fähigkeit zur Durchführung von Alltagsaktivitäten einschränkt und ein erhöhtes Sturzrisiko mit sich bringt (Roubenoff, 2003).

  6. Neuromuskuläre Veränderungen: Mit zunehmendem Alter gehen motorische Einheiten (Nerven und die von ihnen versorgten Muskelfasern) verloren, was zu einer schlechteren Ansteuerung der Muskeln und damit zu einer verminderten Muskelkraft führt. Der Verlust von Alpha-Motoneuronen führt zu einer Denervierung der schnellen Muskelfasern, die dann entweder degenerieren oder in langsamere Muskelfasern umgewandelt werden (Granacher et al., 2010).

Symptome der Sarkopenie

Die Symptome der Sarkopenie entwickeln sich schleichend und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Schwäche und Kraftverlust: Eine allgemeine Schwäche und der Verlust an Muskelkraft sind die offensichtlichsten Zeichen der Sarkopenie. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben wie das Tragen von Einkaufstüten, das Treppensteigen oder das Aufstehen aus einem Stuhl zu bewältigen (Janssen et al., 2002).

  • Verlangsamte Gehgeschwindigkeit: Eine verringerte Gehgeschwindigkeit ist ein typisches Anzeichen von Sarkopenie und wird häufig zur Bewertung des Schweregrads der Erkrankung verwendet. Eine Gehgeschwindigkeit von weniger als 0,8 m/s kann auf eine erhöhte Anfälligkeit für Sarkopenie hinweisen (Abellan van Kan et al., 2009).

  • Geringe Muskelmasse: Eine Abnahme der Muskelmasse, insbesondere in den Armen und Beinen, ist ein zentrales Merkmal der Sarkopenie. Diese kann durch bildgebende Verfahren wie die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) oder Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) gemessen werden (Cruz-Jentoft et al., 2019).

Diagnose der Sarkopenie

Die Diagnose der Sarkopenie basiert auf der Kombination von drei Hauptkriterien: verminderte Muskelmasse, reduzierte Muskelkraft und eingeschränkte körperliche Funktion. Die European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP) empfiehlt die Anwendung von einfachen Tests wie der Handkraftmessung und der Gehgeschwindigkeit, um Sarkopenie zu diagnostizieren (Cruz-Jentoft et al., 2019).

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Sarkopenie zielt darauf ab, die Muskelmasse zu erhalten oder wieder aufzubauen, die Muskelkraft zu steigern und die körperliche Funktion zu verbessern. Zu den wichtigsten Maßnahmen der Sturzprävention gehören:

  1. Krafttraining und körperliche Aktivität: Regelmäßiges Krafttraining ist die wirksamste Maßnahme zur Behandlung von Sarkopenie. Es hilft, die Muskelmasse und -kraft zu erhöhen und die Mobilität zu verbessern (Peterson et al., 2010). Auch aerobes Training und Gleichgewichtsübungen sind wichtig, um die allgemeine Fitness zu steigern und Stürze zu verhindern.

  2. Ernährungstherapie: Eine proteinreiche Ernährung mit ausreichend Kalorien ist essenziell, um den Muskelabbau zu verhindern und die Muskelmasse zu fördern. Die Einnahme von Proteinergänzungen, insbesondere nach dem Training, kann die Muskelproteinsynthese unterstützen (Deutz et al., 2014). Auch Vitamin-D-Supplemente sind wichtig, insbesondere bei einem nachgewiesenen Mangel, um die Muskelkraft und -funktion zu erhalten (Beaudart et al., 2014).

  3. Hormonelle Behandlung: In einigen Fällen können Hormonersatztherapien, wie die Verabreichung von Testosteron bei älteren Männern mit einem niedrigen Spiegel, oder Wachstumshormon-Supplemente sinnvoll sein, um den Muskelabbau zu verlangsamen (Morley et al., 2011). Diese Ansätze sollten jedoch individuell mit dem Arzt besprochen werden, da sie mit potenziellen Risiken verbunden sind.

Prävention der Sarkopenie

Die Vorbeugung von Sarkopenie beginnt bereits im mittleren Lebensalter und umfasst verschiedene Maßnahmen:

  • Regelmäßige Bewegung und Krafttraining: Ein aktiver Lebensstil, der sowohl Krafttraining als auch aerobes Training umfasst, ist entscheidend, um die Muskelmasse und -kraft zu erhalten (Fiatarone Singh et al., 1994).

  • Ausgewogene Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Proteinen, Vitaminen (insbesondere Vitamin D) und Mineralstoffen ist, kann helfen, die Muskelmasse zu erhalten und die Sarkopenie zu verhindern (Houston et al., 2008).

  • Vermeidung von Risikofaktoren: Das Vermeiden von Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und körperlicher Inaktivität kann das Risiko der Entwicklung von Sarkopenie senken (Roubenoff, 2003).

Fazit

Sarkopenie ist eine häufige, aber oft unterschätzte Erkrankung im Alter, die die Lebensqualität und Unabhängigkeit erheblich beeinträchtigen kann. Durch frühzeitige Diagnose, gezielte Behandlungsmaßnahmen und präventive Strategien kann der Verlauf der Krankheit verlangsamt und die körperliche Funktion verbessert werden. Ein aktiver Lebensstil, eine gesunde Ernährung und regelmäßiges Krafttraining sind Schlüsselstrategien, um der Sarkopenie entgegenzuwirken und die Lebensqualität im Alter zu erhalten.

Quellen

  • Abellan van Kan, G., Rolland, Y., Andrieu, S., Bauer, J., Beauchet, O., Bonnefoy, M., ... & Vellas, B. (2009). Gait speed at usual pace as a predictor of adverse outcomes in community-dwelling older people: An International Academy on Nutrition and Aging (IANA) Task Force. The Journal of Nutrition, Health & Aging, 13(10), 881-889.

  • Beaudart, C., Rizzoli, R., Bruyère, O., Reginster, J. Y., Biver, E., & Rolland, Y. (2014). Sarcopenia: burden and challenges for public health. Archives of Public Health, 72(1), 45.

  • Cruz-Jentoft, A. J., Baeyens, J. P., Bauer, J. M., Boirie, Y., Cederholm, T., Landi, F., ... & Zamboni, M. (2010). Sarcopenia: European consensus on definition and diagnosis: Report of the European Working Group on Sarcopenia in Older People. Age and Ageing, 39(4), 412-423.

  • Cruz-Jentoft, A. J., Bahat, G., Bauer, J., Boirie, Y., Bruyère, O., Cederholm, T., ... & Landi, F. (2019). Sarcopenia: revised European consensus on definition and diagnosis. Age and Ageing, 48(1), 16-31.

  • Deutz, N. E., Bauer, J. M., Barazzoni, R., Biolo, G., Boirie, Y., Bosy-Westphal, A., ... & Singer, P. (2014). Protein intake and exercise for optimal muscle function with aging: Recommendations from the ESPEN Expert Group. Clinical Nutrition, 33(6), 929-936.

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  • Granacher, U., Gollhofer, A., Hortobágyi, T., Kressig, R. W., & Muehlbauer, T. (2010). The importance of trunk muscle strength for balance, functional performance, and fall prevention in seniors: A systematic review. Sports Medicine, 43(7), 563-579.

  • Houston, D. K., Nicklas, B. J., Ding, J., Harris, T. B., Tylavsky, F. A., Newman, A. B., ... & Kritchevsky, S. B. (2008). Dietary protein intake is associated with lean mass change in older, community-dwelling adults: The Health, Aging, and Body Composition (Health ABC) Study. The American Journal of Clinical Nutrition, 87(1), 150-155.

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  • Lexell, J. (1995). Human aging, muscle mass, and fiber type composition. The Journals of Gerontology Series A: Biological Sciences and Medical Sciences, 50(Special Issue), 11-16.

  • Morley, J. E. (2008). Diabetes, sarcopenia, and frailty. Clinical Geriatrics, 16(3), 19-22.

  • Morley, J. E., Abbatecola, A. M., Argiles, J. M., Baracos, V., Bauer, J., Bhasin, S., ... & Villareal, D. T. (2011). Sarcopenia with limited mobility: An international consensus. Journal of the American Medical Directors Association, 12(6), 403-409.

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  • Roubenoff, R. (2003). Catabolism of aging: Is it an inflammatory process? Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care, 6(3), 295-299.

  • Visser, M., Pahor, M., Taaffe, D. R., Goodpaster, B. H., Simonsick, E. M., Newman, A. B., ... & Harris, T. B. (2002). Relationship of interleukin-6 and tumor necrosis factor-alpha with muscle mass and muscle strength in elderly men and women: the Health ABC Study. The Journals of Gerontology Series A: Biological Sciences and Medical Sciences, 57(5), M326-M332

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