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Wissenswertes über das Alter & Altern ...
Tipps zur Sturzprophylaxe und Sturzprävention

Alter und Altern sind faszinierende und komplexe Themen. Die verschiedene

​Aspekte des menschlichen Lebens betreffen. Hier ist wissenswertes sowie Tipps,

Fakten und Informationen zur Sturzprophylaxe und Sturzprävention: 

 

Was sind Ursachen für Kraftverlust im Alter?

1. Ursachen für Kraftverlust im Alter: Warum lässt die Muskelkraft nach und was kann man dagegen tun?

2. Warum nimmt die Muskelkraft im Alter ab?

3. Folgen des Kraftverlusts im Alter

4. Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung

5. Fazit

6. Quellen 

Ursachen für Kraftverlust im Alter: Warum lässt die Muskelkraft nach und was kann man dagegen tun?

Der Verlust an Muskelkraft ist ein weit verbreitetes Phänomen im Alter, das viele Menschen betrifft und erheblich zur Beeinträchtigung der Lebensqualität beiträgt. Der Kraftverlust kann alltägliche Aktivitäten erschweren, das Risiko für Stürze erhöhen und zu einem Verlust an Selbstständigkeit führen (Hunter et al., 2004). Doch warum nimmt die Muskelkraft im Alter ab, und welche Mechanismen liegen diesem Prozess zugrunde?

Warum nimmt die Muskelkraft im Alter ab?

Der Kraftverlust im Alter ist ein komplexer Prozess, der durch eine Kombination von physiologischen, hormonellen, neuromuskulären und umweltbedingten Faktoren verursacht wird. Diese Faktoren wirken oft zusammen und können sich gegenseitig verstärken. Die wichtigsten Ursachen für den Kraftverlust im Alter sind:

  1. Abnahme der Muskelmasse (Sarkopenie): Einer der Hauptgründe für den Kraftverlust im Alter ist die Sarkopenie – der altersbedingte Verlust von Muskelmasse. Bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Muskelmasse allmählich abzunehmen, wobei der Verlust ab dem 60. Lebensjahr deutlich beschleunigt wird (Mitchell et al., 2012). Diese Abnahme ist direkt mit einem Rückgang der Muskelkraft verbunden, da weniger Muskelmasse auch weniger Kraft erzeugen kann (Kirkendall & Garrett, 1998).

  2. Hormonelle Veränderungen: Mit zunehmendem Alter verändert sich die Produktion wichtiger Hormone, die für den Aufbau und Erhalt der Muskelmasse notwendig sind. Insbesondere die Spiegel von Wachstumshormonen (GH), Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) und Testosteron nehmen ab. Diese Hormone spielen eine Schlüsselrolle bei der Muskelproteinsynthese und dem Erhalt der Muskelmasse. Ein Mangel führt zu einer verminderten Muskelkraft und einem beschleunigten Muskelabbau (Morley, 2008).

  3. Neuromuskuläre Veränderungen: Der Verlust der Muskelkraft ist auch auf Veränderungen im Nervensystem zurückzuführen. Im Alter kommt es zu einem Verlust von motorischen Einheiten, also den Nerven und den von ihnen versorgten Muskelfasern. Besonders die schnellen, kräftigen Muskelfasern (Typ-II-Fasern) gehen verloren oder werden in langsame Fasern (Typ-I-Fasern) umgewandelt (Lexell, 1995). Diese Veränderungen führen zu einer Abnahme der Muskelkraft und einer Verschlechterung der Fähigkeit, schnelle und kräftige Bewegungen auszuführen.

  4. Verminderte Muskelqualität und Muskelzusammensetzung: Mit dem Alter nimmt nicht nur die Muskelmasse ab, sondern auch die Qualität der verbleibenden Muskeln verschlechtert sich. Es kommt zu einer Zunahme von Fett- und Bindegewebe im Muskel, was die Effizienz und Kraftentwicklung der Muskeln beeinträchtigt (Goodpaster et al., 2006). Zudem nimmt die Dichte der Mitochondrien, der "Kraftwerke" der Zellen, ab, was zu einer verminderten Energieproduktion und Muskelkraft führt (Short et al., 2005).

  5. Chronische Entzündungen (Inflammaging): Im Alter kommt es häufig zu einem Zustand chronisch niedriger Entzündung, der als "Inflammaging" bezeichnet wird. Erhöhte Entzündungsmarker wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor-Alpha (TNF-α) sind bei älteren Menschen häufig erhöht und stehen in Zusammenhang mit einem beschleunigten Muskelabbau und einer verminderten Muskelkraft (Ferrucci et al., 2005). Diese Entzündungen können die Muskelproteinsynthese hemmen und den Abbau von Muskelgewebe fördern.

  6. Ernährungsmängel: Eine unzureichende Ernährung, insbesondere ein Mangel an Protein, Vitamin D und anderen essenziellen Nährstoffen, kann zur Abnahme der Muskelmasse und -kraft beitragen. Protein ist entscheidend für die Muskelproteinsynthese, während Vitamin D eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Muskelkraft spielt. Ein Mangel an diesen Nährstoffen kann zu einem beschleunigten Muskelabbau und einer Verringerung der Muskelkraft führen (Houston et al., 2008).

  7. Verminderte körperliche Aktivität: Mit zunehmendem Alter bewegen sich viele Menschen weniger. Diese mangelnde Bewegung und körperliche Inaktivität sind wichtige Faktoren für den Kraftverlust im Alter. Muskeln, die nicht regelmäßig beansprucht werden, bauen ab – ein Phänomen, das als "Use it or lose it" bekannt ist (Roubenoff, 2003). Bewegung und regelmäßiges Krafttraining sind entscheidend, um die Muskelmasse und -kraft zu erhalten.

  8. Reduzierte Regenerationsfähigkeit: Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers, sich nach Belastungen oder Verletzungen zu regenerieren, ab. Die Regenerationsprozesse der Muskeln, die nach körperlicher Aktivität oder Verletzungen notwendig sind, verlangsamen sich, was zu einem langsameren Aufbau oder einer geringeren Erhaltung der Muskelmasse und -kraft führt (Gheller et al., 2016).

Folgen des Kraftverlusts im Alter

Der Kraftverlust im Alter hat weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Gesundheit. Zu den häufigsten Folgen gehören:

  • Erhöhtes Sturzrisiko: Die Abnahme der Muskelkraft, insbesondere in den Beinen, führt zu einer Instabilität und erhöht das Risiko für Stürze und Frakturen (Moreland et al., 2004).

  • Einschränkungen im Alltag: Der Verlust an Muskelkraft kann die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben wie Gehen, Treppensteigen, Heben und Tragen zu bewältigen, erheblich beeinträchtigen. Dies kann zu einem Verlust an Unabhängigkeit und einer höheren Pflegebedürftigkeit führen (Hunter et al., 2004).

  • Verminderte Lebensqualität: Der Kraftverlust kann zu einer Abnahme der Lebensqualität führen, da er die Bewegungsfreiheit und die Fähigkeit, soziale und Freizeitaktivitäten durchzuführen, einschränkt (Cruz-Jentoft et al., 2010).

Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung um den Kraftverlust im Alter zu reduzieren

Es gibt mehrere wirksame Maßnahmen, um den Kraftverlust im Alter zu verlangsamen oder zu verhindern:

  1. Regelmäßiges Krafttraining: Krafttraining ist die effektivste Methode, um die Muskelmasse und -kraft im Alter zu erhalten oder zu steigern. Studien zeigen, dass regelmäßiges Widerstandstraining, auch bei älteren Menschen, zu einer signifikanten Verbesserung der Muskelkraft und -masse führen kann (Peterson et al., 2010).

  2. Ausgewogene Ernährung: Eine proteinreiche Ernährung mit ausreichenden Kalorien ist entscheidend, um den Muskelabbau zu verhindern. Es wird empfohlen, täglich mindestens 1,0 bis 1,2 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen (Deutz et al., 2014). Auch eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D ist wichtig, um die Muskelkraft zu erhalten (Beaudart et al., 2014).

  3. Aktiver Lebensstil: Neben gezieltem Krafttraining sollte auch ein aktiver Lebensstil gefördert werden, der regelmäßige körperliche Aktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen umfasst. Dies hilft, die allgemeine körperliche Fitness zu erhalten und den Muskelabbau zu verlangsamen (Fiatarone Singh et al., 1994).

  4. Entzündungshemmende Maßnahmen: Maßnahmen zur Reduktion chronischer Entzündungen, wie eine entzündungshemmende Ernährung (reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien), können helfen, den altersbedingten Muskelabbau zu verlangsamen (Walston, 2012).

  5. Regelmäßige Gesundheitskontrollen: Regelmäßige ärztliche Untersuchungen können helfen, Hormonmängel oder andere gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, die zum Kraftverlust beitragen könnten.

Fazit

Der Verlust an Muskelkraft im Alter ist ein häufiges, aber kein unvermeidbares Problem. Durch gezielte Maßnahmen wie regelmäßiges Krafttraining, eine ausgewogene Ernährung, einen aktiven Lebensstil und die Behandlung von zugrunde liegenden Gesundheitsproblemen kann der Kraftverlust verlangsamt oder sogar verhindert werden. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Erhaltung der Muskelkraft bei, sondern verbessern auch die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität im Alter.

Quellen

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  • Deutz, N. E., Bauer, J. M., Barazzoni, R., Biolo, G., Boirie, Y., Bosy-Westphal, A., ... & Singer, P. (2014). Protein intake and exercise for optimal muscle function with aging: Recommendations from the ESPEN Expert Group. Clinical Nutrition, 33(6), 929-936.

  • Ferrucci, L., Corsi, A., Lauretani, F., Bandinelli, S., Bartali, B., Taub, D. D., ... & Longo, D. L. (2005). The origins of age-related proinflammatory state. Blood, 105(6), 2294-2299.

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  • Walston, J. (2012). Sarcopenia in older adults. Current Opinion in Rheumatology, 24(6), 623-627.

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