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Wissenswertes über das Alter & Altern ...
Tipps zur Sturzprophylaxe und Sturzprävention

Alter und Altern sind faszinierende und komplexe Themen. Die verschiedene

​Aspekte des menschlichen Lebens betreffen. Hier ist wissenswertes sowie Tipps,

Fakten und Informationen zur Sturzprophylaxe und Sturzprävention: 

 

Was ist eigentlich Gebrechlichkeit?

1. Was ist Gebrechlichkeit?

2. Ursachen und Risikofaktoren der Gebrechlichkeit

3. Symptome der Gebrechlichkeit

4. Diagnose der Gebrechlichkeit

5. Behandlungsmöglichkeiten

6. Prävention der Gebrechlichkeit

7. Fazit

8. Quellen 

Was ist Gebrechlichkeit

Gebrechlichkeit, im Englischen als "Frailty" bezeichnet, ist ein Zustand verminderter körperlicher und oft auch kognitiver Funktion, der vor allem ältere Menschen betrifft. Diese körperliche Schwäche führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für gesundheitliche Probleme wie Stürze, Krankenhausaufenthalte und einen Verlust an Selbstständigkeit (Fried et al., 2001). Frailty ist kein unvermeidlicher Teil des Alterns, sondern ein komplexes Syndrom, das durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird und durch gezielte Maßnahmen gemindert werden kann.

Gebrechlichkeit oder Frailty wird als ein geriatrisches Syndrom definiert, das durch einen Rückgang der physiologischen Reserven und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressoren gekennzeichnet ist. Dieser Rückgang führt zu einer verminderten Fähigkeit, auf alltägliche und gesundheitliche Herausforderungen zu reagieren (Rockwood et al., 2005). Gebrechlichkeit kann sich in verschiedenen Formen manifestieren, einschließlich körperlicher Schwäche, ungewolltem Gewichtsverlust, Erschöpfung, langsamer Gehgeschwindigkeit und niedriger körperlicher Aktivität.

Gebrechlichkeit unterscheidet sich von normalem Altern dadurch, dass sie einen Zustand der Verletzlichkeit darstellt, in dem selbst geringe Stressfaktoren wie eine Infektion oder ein leichter Sturz schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können (Clegg et al., 2013). Sie stellt einen Übergangszustand zwischen Unabhängigkeit und Pflegebedürftigkeit dar und erhöht das Risiko für Tod, Stürze, Frakturen, Krankenhausaufenthalte und dauerhafte Pflegebedürftigkeit erheblich (Xue, 2011).

Ursachen und Risikofaktoren der Gebrechlichkeit

Gebrechlichkeit ist ein komplexes, multifaktorielles Syndrom, das durch eine Vielzahl von biologischen, psychosozialen und Umweltfaktoren verursacht wird. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  1. Alter: Das Risiko für Gebrechlichkeit steigt mit zunehmendem Alter. Mit fortschreitendem Alter kommt es zu einem Rückgang der körperlichen, kognitiven und sozialen Funktionen, was die Anfälligkeit für Gebrechlichkeit erhöht (Collard et al., 2012).

  2. Chronische Krankheiten: Chronische Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatoide Arthritis und chronische Lungenerkrankungen tragen wesentlich zur Entwicklung von Gebrechlichkeit bei, da sie die physiologischen Reserven des Körpers verringern und den Energiebedarf erhöhen (Walston et al., 2002).

  3. Entzündungsprozesse: Chronische, niedriggradige Entzündungen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Gebrechlichkeit. Entzündungsmarker wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor-Alpha (TNF-α) sind bei gebrechlichen älteren Menschen häufig erhöht und stehen in Zusammenhang mit Muskelabbau und funktionellem Abbau (Ferrucci et al., 2005).

  4. Unterernährung: Eine mangelhafte Ernährung, insbesondere ein Mangel an Protein, Vitaminen (wie Vitamin D) und Mineralstoffen, kann die Muskelmasse und -kraft verringern und zur Entwicklung von Gebrechlichkeit beitragen (Bartali et al., 2006).

  5. Sarkopenie: Der Verlust an Muskelmasse und Muskelkraft (Sarkopenie) ist eng mit Gebrechlichkeit verbunden. Sarkopenie trägt wesentlich zur körperlichen Schwäche bei und erhöht das Sturzrisiko (Cruz-Jentoft et al., 2010).

  6. Kognitive Beeinträchtigung: Eine verminderte kognitive Funktion oder Demenz erhöht das Risiko für Gebrechlichkeit, da diese Erkrankungen die Fähigkeit zur Selbstversorgung und die Mobilität beeinträchtigen (Boyle et al., 2010).

  7. Psychosoziale Faktoren: Depressionen, Einsamkeit und sozialer Rückzug sind häufige Risikofaktoren für Gebrechlichkeit. Sie können zu einem Verlust der Motivation, körperlich aktiv zu bleiben, und zu einem allgemeinen Rückgang der Lebensqualität führen (Gobbens et al., 2010).

Symptome der Gebrechlichkeit

Gebrechlichkeit zeigt sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die oft schleichend beginnen und sich mit der Zeit verschlimmern können. Die häufigsten Anzeichen sind:

  • Ungewollter Gewichtsverlust: Ein Verlust von mehr als 5 % des Körpergewichts innerhalb von sechs bis zwölf Monaten, der nicht durch Diät oder Sport erklärt werden kann, ist ein typisches Symptom von Gebrechlichkeit (Fried et al., 2001).

  • Schwäche und Erschöpfung: Betroffene fühlen sich häufig müde und erschöpft, selbst nach geringer körperlicher Anstrengung. Diese Erschöpfung kann sowohl physisch als auch mental sein und den Alltag erheblich beeinträchtigen.

  • Langsame Gehgeschwindigkeit: Eine verminderte Gehgeschwindigkeit, oft gemessen als die Zeit, die benötigt wird, um eine bestimmte Strecke zu gehen, ist ein wichtiges Indiz für Gebrechlichkeit. Eine Gehgeschwindigkeit von weniger als 0,8 Metern pro Sekunde kann auf Gebrechlichkeit hinweisen (Studenski et al., 2011).

  • Niedrige körperliche Aktivität: Gebrechliche Menschen sind oft weniger körperlich aktiv. Sie nehmen weniger an Freizeitaktivitäten teil und haben Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu bewältigen.

  • Verminderte Muskelkraft: Eine reduzierte Handgriffstärke, die durch einfache Handdynamometrietests gemessen werden kann, ist ein häufiges Zeichen von Gebrechlichkeit (Bohannon, 2008).

Diagnose der Gebrechlichkeit

Die Diagnose von Gebrechlichkeit basiert auf verschiedenen Kriterien. Das bekannteste Modell ist das Frailty-Phänotyp-Modell von Fried et al. (2001), das fünf Kriterien zur Identifizierung von Gebrechlichkeit verwendet: ungewollter Gewichtsverlust, Erschöpfung, niedrige körperliche Aktivität, langsame Gehgeschwindigkeit und reduzierte Handgriffstärke. Personen, die drei oder mehr dieser Kriterien erfüllen, gelten als gebrechlich, während Personen mit einem oder zwei Kriterien als "vorgebrechlich" eingestuft werden.

Ein anderes Modell ist der "Frailty Index", der auf der Akkumulation von Defiziten basiert, wie gesundheitlichen Problemen, Einschränkungen der täglichen Aktivitäten und kognitiven Beeinträchtigungen (Rockwood et al., 2005). Beide Ansätze bieten wertvolle Einblicke, wie Gebrechlichkeit bei älteren Menschen erkannt und behandelt werden kann.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Gebrechlichkeit zielt darauf ab, die körperliche, kognitive und emotionale Gesundheit zu verbessern und die Unabhängigkeit der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Zu den wichtigsten Maßnahmen der Sturzprophylaxe gehören:

  1. Körperliche Aktivität und Training: Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Krafttraining, Gleichgewichtstraining und aerobes Training, kann die Muskelkraft und -masse erhöhen, die Gehgeschwindigkeit verbessern und das Sturzrisiko senken (Pahor et al., 2014). Studien zeigen, dass selbst bei hochbetagten Menschen körperliches Training effektiv ist, um Gebrechlichkeit zu mildern (Fiatarone et al., 1994).

  2. Ernährungstherapie: Eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung, die reich an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen ist, kann die Muskelmasse und -funktion unterstützen. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungsmittel wie Protein- und Vitamin-D-Supplemente sinnvoll sein, um Mangelzustände zu beheben und die körperliche Funktion zu verbessern (Kim & Lee, 2020).

  3. Multimodale Interventionen: Programme, die sowohl körperliche Aktivität als auch Ernährungsberatung und kognitive Unterstützung umfassen, haben sich als besonders effektiv erwiesen, um die Gebrechlichkeit zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern (Dent et al., 2016).

  4. Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Medikamente zur Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen, Diabetes oder entzündlichen Erkrankungen helfen, die Symptome der Gebrechlichkeit zu lindern und die allgemeine Gesundheit zu verbessern (Walston et al., 2002).

Prävention der Gebrechlichkeit

Die Prävention von Gebrechlichkeit beginnt bereits im mittleren Alter und umfasst verschiedene Maßnahmen:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Betätigung ist entscheidend, um die Muskelmasse und -kraft zu erhalten und die Entwicklung von Gebrechlichkeit zu verhindern (Studenski et al., 2011).

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Proteinen, Vitaminen (insbesondere Vitamin D) und Mineralstoffen ist, kann helfen, die Muskelmasse und -kraft zu erhalten und die Entwicklung von Gebrechlichkeit zu verzögern (Kim & Lee, 2020).

  • Soziale Teilhabe: Soziale Aktivitäten und ein aktives soziales Leben sind wichtig, um Depressionen und sozialen Rückzug zu vermeiden, die beide Risikofaktoren für Gebrechlichkeit sind (Gobbens et al., 2010).

  • Regelmäßige Gesundheitskontrollen: Früherkennung und Behandlung chronischer Erkrankungen können dazu beitragen, die Entwicklung von Gebrechlichkeit zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten.

Fazit

Gebrechlichkeit oder Frailty ist ein komplexes Syndrom, das durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht wird und das Leben älterer Menschen erheblich beeinträchtigen kann. Durch eine frühzeitige Diagnose und gezielte Interventionen, wie regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde Ernährung und die Behandlung von Begleiterkrankungen, kann das Fortschreiten der Gebrechlichkeit verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden. Ein umfassender Ansatz, der körperliche, soziale und psychische Aspekte berücksichtigt, ist der Schlüssel zur erfolgreichen Prävention und Behandlung von Gebrechlichkeit.

Quellen

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